So geometrisch und klar strukturiert seine Kunst wirkt, so dramatisch bewegt war das Leben des Künstlers Jean Leppien, der als Kurt Leppien in Lüneburg zur Welt kam.
Zwischen 1929 und 1930 studierte er am Bauhaus Dessau bei Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Anschließend studierte er bis 1933 Fotografie an der Itten-Schule Berlin und arbeitete mit László Moholy-Nagy. 1933 emigrierten Leppien und seine spätere Frau Suzanne nach Frankreich. 1944 wurde Suzanne als „Halbjüdin“ verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Jean Leppien wurde wegen „Waffenhilfe für den Feind“ zunächst zum Tode verurteilt, dann zu einer hohen Zuchthausstrafe. Das Paar überlebte, es blieb nach 1945 in Frankreich. Die Leppiens lebten bei Paris und in Roquebrune-Cap-Martin bei Nizza.
In Leppiens nach 1945 entwickelter abstrakter, bei allem mathematischen Anschein doch intuitiver Kunst kehrten zahlreiche Formen symbolartig zurück. Kreuz, Kreis, Linie – vieles hatte auf eine unpathetische Weise bei aller Klarheit der Form einen Bezug zu seinem Leben.
Ausstellungen von Jean Leppien waren unter anderem zwischen Paris und New York zu sehen, im Musée Picasso Antibes, beim Kunstverein Springhornhof Neuenkirchen und erst 1988 in seiner Heimatstadt Lüneburg, die ihn bis dahin nicht wahrgenommen hat. 1987 erschien Leppiens 2004 erneut aufgelegte Autobiografie „Ein Blick hinaus“.
1948 erhielt der Künstler den Prix Kandinsky, 1953 wurde er französischer Staatsbürger und 1987 vom französischen Kulturministerium zum Officier des Ordres des Arts et des Lettres berufen.