Werner Steinbrecher war ein begnadeter Künstler, der stets in seiner Kunst das eigene Ich, seine Umwelt und die Wirkung von Kunst auf andere Menschen hinterfragte.
Dabei reagierte Werner Steinbrecher in seinen zunächst großformatigen Ölbildern auf die Entwicklung der gesellschaftlichen und politischen Situation der 1960er bis 1980er Jahre: Vietnamkrieg, die Studentenrevolution, die Rote Armee Fraktion (RAF) und der „Deutsche Herbst“ sowie der beginnende Umweltaktivismus und Feminismus.
Der Mensch wurde in dieser Zeit zum zentralen Gegenstand der Ölmalereien von Steinbrecher. Die Montage von realistischen Figurenkonstellationen wurde immer wieder durch das Spiel mit der Schraffur und dem expressiven, malerischen Gestus verbunden. Aber nicht nur politische und gesellschaftskritische Themen interessierten ihn, sondern auch wie Kunst in die Öffentlichkeit gelangen konnte. Kunst durfte Steinbrechers Überzeugung nach nicht nur für wenige Privilegierte zugänglich sein. Diesem Anspruch konnte er unter anderem in seinem 1977 mit vier anderen Künstlern gegründeten Künstlerkollektiv RATGEB gerecht werden. Die Gruppe verschrieb sich der politischen Wandbildmalerei und prägte das Stadtbild Berlins.
Nach der Auflösung von RATGEB zog Werner Steinbrecher 1989 von Berlin nach Allenbostel bei Uelzen.
Mit Beginn dieses neuen Lebensabschnittes veränderten sich auch seine Werke. Er malte keine Menschen mehr und wurde experimentierfreudiger. Steinbrecher war nicht mehr an den sozialen Fragen der Allgemeinheit interessiert, sondern wollte vielmehr seinen Blick auf die individuelle Empfindung und das Selbsterlebte richten. Auf der Suche nach einem unbewussten Ausdruck begann Steinbrecher Wörter, Zeichen und Schriften in seine Bilder einzuarbeiten. Steinbrechers Interesse galt nicht der schönen Schrift, sondern mehr der Frage, wie er über das Schreiben eines Wortes zu seiner Bedeutung vorstoßen kann.
Steinbrecher wurde in Visbek (Niedersachsen) geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Düsseldorf. Er studierte zunächst Architektur in Aachen und später Kunst an den Kunsthochschulen in Nürnberg und Berlin und war als Dozent unter anderem an der Uni Lüneburg tätig. Seine Werke wurden zeitlebens in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, viele der Werke sind heute noch in öffentlichen Bereichen sichtbar.